Das Ruderrevival Tagebucheinträge einer Ruderschülerin von den Tagen der Ruderschule des Vegesacker Rudervereins vom 28.05. – 26.06.21 Von Simone Thiel

Tag 1 – Freitag, der 28.05.21

Der erste Tag in der Ruderschule begann mit einer Einführungsveranstaltung auf dem Vereinsgelände des VRV am Abend.

Ich hatte mich mit einer Freundin zusammen angemeldet und wir waren nun sehr gespannt auf die Dinge, die da kommen sollten. Nur konnte meine Freundin die ersten drei Tage nicht mitmachen.

Als Jugendliche hatte ich zwar auf der Weser rudern gelernt, aber jetzt bin ich schon ein paar Donnerstage älter geworden und wollte herausfinden, ob mir das Rudern noch liegt. Nach unserem Umzug nach Bremen-Nord an die Lesum hatte ich das Gefühl, dass ich das Rudern unbedingt wieder weitermachen müsste.

Am Einführungsabend nach dem Ergometertraining konnten wir uns die „Moorhexe“ näher anschauen und mir wurde plötzlich bewusst, dass ich damals nur Einer gerudert bin und jetzt sollte es in die großen Ruderboote gehen. Na, dann mal los!

Tag 2 – Samstag, der 29.05.21 Grambker Sportparksee

Heute ging es los. Das erste Mal mit Booten im echten Gewässer und mit der Option hineinzufallen.

Das Wetter war sehr bedeckt und leider auch sehr kühl. Das sollte sich auf dem Wasser ändern. Schon der Gang mit den Skulls und den Booten zum See war eine Herausforderung. Der Steg war plötzlich so wackelig und dann sollte ich auch noch in das ebenso wackelnde Boot einsteigen. Aber unsere Trainer/Trainerinnen allen voran Petra und Linse zeigten uns, wie man am besten hineinsteigen sollte, um dann die dollen Dollen zuzudrehen, nachdem die Skulls hineingelegt wurden, beide Skulls dann festhalten, ohne sich die Hände zu quetschen, hineinzusetzen, froh zu sein, wenn es klappte und dann die ersten Ruderschläge zu tätigen bzw. zu bewerkstelligen. Ganz schön abenteuerlich, aber auch ein supergutes Gefühl für mich wieder zu rudern. Ich merkte schnell, dass Rudern wie Fahrradfahren etwas ist, was man im Grunde nicht verlernt, nur die Technik…, ein Ruderschlag, wie Trainerin Ute sagte, und ein Haufen Technik.

Tag 3 – Sonntag, der 30.05.21 Grambker Sportparksee

Nach dem gestrigen guten Tag ging es heute heiter weiter. Diesmal mit anderen Trainern, die ihre Sache genauso gut machten (u.a. Birgit und Ute) Wir bekamen jede Menge Lob, was uns gehörigen Antrieb gab. Ich war wie gestern wieder Schlagfrau und freute mich sehr auf diese Ruderstunde.

Nach dem wir das Boot zu Wasser gelassen hatten, die Skulls eingelegt, die Dollen geschlossen waren, ruderten wir über den See. Diesmal konnten wir Mechthild bewundern, die im Einer ihre Runden drehte und innerlich gab es viele „Ahs“ und „ohs“ für ihr Können. Ich wollte später einmal genauso gut rudern können. Mein Ehrgeiz wurde noch mehr geweckt. Das einzige, was bei mir nicht so klappte, war das Aussteigen aus dem Boot. Hierzu muss ich noch Trockenübungen machen.

Tag 4 – Montag, der 01.06.21 Lesum

Heute sollte es auf die Lesum gehen. Die Sonne schien, also ideales Wetter! Der Unterschied zum stehenden Gewässer war mir schon klar und machte die Sache noch spannender. Jetzt war auch meine Freundin Antje dabei, die mir gestand, dass sie schon ganz aufgeregt sei.

Heute waren es wieder andere Trainerinnen und Trainer (u.a. Michael, Karin, Doro). Es tut mir leid, wenn ich nicht mehr alle Namen so präsent habe. Ich meine natürlich alle, die dabei waren, auch wenn der ein oder andere Name nicht fällt (Anmerkung der Scheiberin). Michael machte mich dann darauf aufmerksam, dass man auch ruhig beim Rudern lächeln könnte. Habe ich sofort umgesetzt.

Ich war wieder Schlagfrau und diesmal war Michael der Coach. Schon sehr schnell war klar, hier wehte ein anderer Wind. Mit klaren, lauten und präzisen Schlagbefehlen ging es zum Schulschiff. Es war und ist noch ein einzigartiger Anblick aus dem Perspektivwechsel dieses Schiff zu sehen.

Wir machten Wenden über Backbord und ruderten sehr zackig und versuchten im Rhythmus zu bleiben. Leider viel zu schnell war die Stunde vorbei und wir mussten wieder zurück zum Anleger. Aufgrund des sonnigen Abends hatte ich sogar Farbe bekommen.

Tag 5 – Freitag, der 04.06.21 Lesum

Heute war das Wetter wieder klasse und meine Bräune schritt voran. Heute ruderten wir zum Sperrwerk und durch das Sperrwerk. Das war schon sehr spannend. Weiter ging es die Lesum bis zum Ortsteil Lesum. Ich fand es sehr interessant auch hier die Lesum von einer anderen Perspektive zu erleben. Dort, wo ich meinen Weg mit dem Fahrrad zur Schule nach Vegesack fahre, fuhr bzw. ruderte ich jetzt auf der Lesum. Es ist wirklich ein sehr schönes Rudergebiet und ich stelle immer wieder fest, wie schön es landschaftlich ist. Wir lernten heute Begriffe wie „Ruder lang“ und langsam wurde mir endlich klar, dass Backbord für mich im Dreier oder Vierer jetzt plötzlich rechts ist, da ich ja rückwärtig sitze. Endlich bei mir angekommen.

Tag 6 – Montag, der 07.06.21 Lesum

Heute konnte ich leider nicht am Ruderkurs teilnehmen, da ich meine zweite Coronaimpfung bekam. Schade!!!

Tag 7 –  Freitag, der 11.06.21 Lesum

An diesem Tag lernten wir noch etwas anderes kennen als das Rudern: Das Wetter bzw. einen Wetterumschwung.

Nach unserem schon eingespielten Ablauf, die Boote und Skulls herauszuholen, das Boot zu Wasser zu lassen, die Skulls einzulegen, die Dollen zu öffnen und zu schließen, ging es bei sehr schwülen

Temperaturen los. Der Himmel war sehr bedeckt und es sollte gewittern, aber Ruderer sind frohen Mutes und wie ich gelernt habe, lassen sich nicht so unbedingt vom Wetter aufhalten. Es waren drei Boote im Wasser und wir begegneten uns immer wieder auf der Lesum. Ich fand das immer sehr amüsant, zu sehen, wie die anderen so rudern und genauso konzentriert auf die Ruderbewegungen waren wie ich. Eine Ruderschülerin hatte tatsächlich auf ihrem Boot zwei eigene Personaltrainer. Es wurde alles möglich gemacht.

Gegen Ende der Stunde fing es leider an richtig heftig zu regnen. Ute hatte als einzige eine Regenjacke dabei. Wir anderen im Boot wurden natürlich bis auf die Knochen nass, aber man höre und staune, das war gar nicht so schlimm, denn man sitzt in einem Boot und es geht allen so. Es gab keinen Grund zur Hektik oder Angst. Ich bewundere wirklich die Ruhe und teilweise Lässigkeit, mit der die Trainerinnen und Trainer ausstaffiert sind.

Die Boote mussten natürlich auch noch aus dem Wasser und unser Boot war das letzte. Aber getreu dem

Motto „viele Hände, schnelles Ende“ kamen auch wir gut aus den Booten und die Boote relativ zügig heraus. Kaum saß ich auf meinem Fahrrad, hörte es natürlich auf zu regnen. Diesmal war ich aber froh, dass ich Austauschkleidung dabeihatte. Es war trotzdem oder gerade deswegen ein sehr schöner Ruderabend.

Tag 8 –Montag, der 14.06.21

Diesen Tag hatten wir wieder richtig Glück mit dem Wetter und es war ein sehr schöner Rudertag. Es ging die Lesum hin und her und wir wiederholten das bisher Gelernte. Ferner gab es Ruderbefehle, wie z.B. Ruder stoppen, stecken oder nicht (je nach Trainerauslegung), Wenden über Back- und Steuerbord, lernen, wie man Wellen aussitzt etc. Ich arbeitete wieder an den gefühlten tausend Techniken, wie langsam den Ruderzug zu beenden, denn ich habe das Problem, dass ich beim Rudern nicht „entspannen“ kann. Das Zählen oder die Befehle der Trainer halfen mir auch dies zu meistern bzw. besser werden zu lassen.

Tag 9 – Freitag, der 18.06.21

Heute sollte es wieder richtig spannend werden. Es war ein recht schwüler Tag und wir sind wieder voller Engagement, Motivation und Wissbegierde an die Boote gegangen und losgerudert. Diesmal war Mechthild unsere Steuerfrau, die ihre Sache auch wieder einmal sehr gut machte. Des Weiteren saß Doro mit an Bord und wir waren drei Ruderschülerinnen und -schüler. Es ging wieder Richtung Sperrwerk und hindurch. Das Wasser war ziemlich unruhig und die Strömung war sehr stark. Das merkte man beim Rudern deutlich. Zurück mussten wir einiges an Kraft zulegen, um der Strömung zu trotzen. Es machte für mich jetzt auch deutlich Sinn, entgegen der Strömung ab- und anzulegen.

Wir waren als erstes Boot am Anleger und stiegen aus. Leider hatte jemand vergessen das Tau am Boot festzumachen, so dass es sich jetzt plötzlich losmachte und auf die Lesum schwamm. Wir alle standen wie versteinert am Anleger. Da fasste sich Doro ein Herz und zog ihre Schuhe aus und sprang tollkühn mit einem beherzten Kopfsprung ins Wasser. Sie erreichte das Boot und hielt es fest, so dass es nicht gegen die anderen Boote stoßen konnte. Sie selbst war jedoch nicht in der Lage, Logischerweise, mit dem Boot an Land zu schwimmen und sagte hinterher, dass die Strömung zu stark war. Dann kam auch schon das zweite Ruderboot, aber was sollten sie machen? Sie schafften es nicht, das Seil zu greifen und Doro hing immer noch am Boot. Aber wie so oft im Laufe der Ruderschule nahte auch hier Rettung in Form eines Motorboots mit drei starken und trinkfesten Männern, die es schafften, das Boot zum Anleger zu ziehen und Doro kam auch aus dem Wasser heraus. Doro ist eine Heldin!

Tag 10 – Montag, der 21.06.21

Heute rief mich meine Freundin Antje an und fragte, was wir machen würden, denn es regnete ziemlich kräftig. Wir waren der Meinung, dass wir hinfahren wollten und uns dann offenbart werden sollte, dass wir ziemlich blöd seien und bestimmt die einzigen Ruderschülerinnen sein würden. Aber weit gefehlt. Es waren tatsächlich fast alle da. Wir ruderten bei unruhigem Wasser, was man besonders bei einer Wende und dem Versuch die Ruder zu stoppen merken konnte. Aber auch dieses Wetter konnte man gut im Boot ertragen.

Am Ende bekamen wir alle unsere Ruderbescheinigung und mir war klar, dass ich auf jeden Fall den

Fortgeschrittenenkurs und den Einerkurs machen und mich natürlich auch als Steuerfrau versuchen werde. Diese Ruderschule hat mir so viele neue Impulse gegeben und ich habe meine Leidenschaft als Rudererin wiederentdeckt. Vielen Dank an alle Trainerinnen und Trainer, die es mir ermöglicht haben!

Die Abschlussfahrt – Samstag, den 26.06.21 Lesum, Weser, Ochtum

Die Krönung war noch unsere Abschlussfahrt über die Lesum, Weser und Ochtum in einem Kirchboot mit Namen „Eisbrecher“ am darauffolgenden Samstag mit einem abschließenden Essen bei „Spille“.

Dieser Ausflug war herrlich. Das Wetter war anfangs sehr gut, es sollte gewittern, aber ich hatte alles an Regenkleidung dabei und war nun sehr gespannt auf diesen Ausflug.

Nachdem das schwere Boot zu Wasser gelassen war, saß immer eine Trainerin/ein Trainer mit einer Ruderschülerin/einem Ruderschüler zusammen. Mit mir ruderte Karin, mit der ich mich prächtig unterhalten habe und wieder einmal festgestellt habe, wie viele nette, sympathische Mitglieder in diesem Verein sind.

Es war schon sehr aufregend von der Lesum aus über die Weser zu rudern und wir zogen auch viele Blicke auf uns, da das Boot etwas hermacht. Auf halber Strecke auf der Weser ertönte der Befehl „Ruder halt“ und es gab erst einmal Sekt und O-Saft. Der Steuermann Dirk stieß mit uns auf den Abschluss der Ruderschule an. Dann sind wir weiter über das Sperrwerk in die Ochtum abgebogen und hier konnten wir das erste Mal den Befehl „Ruder lang“ praktisch ausprobieren. Es lief dank Dirk hervorragend und hat eine Menge Spaß gemacht. Es ging die Ochtum runter bis zum Fischrestaurant „Spille“, wo ich eine ausgezeichnete Maischolle gegessen habe. Wir sahen unterwegs echte Störche und Linse meinte, einen Seehund gesehen zu haben.

Nach dieser Pause ging es dann den gleichen Weg zurück. Aber beim letzten Anleger auf der Ochtum mussten wir ein Gewitter abwarten, da es die letzte Gelegenheit war, bevor wir auf die Weser rudern konnten. Aber nichtsdestotrotz haben wir uns bei der Gelegenheit unterhalten und hatten auch hier eine Menge Spaß (mit Sekt und O-Saft). Dann ruderten wir los. Ich fand es sehr sehr spannend und aufregend über die Weser zu rudern bei diesem Wetter. Es regnete dann ein bisschen, aber als Ruderer ist man ja schon einiges gewohnt.

Fazit: Immer wieder gerne!!! Fantastisch!