Eine bewegende Taufe „Moorchorbrüder 2 & 4“

Inga Sieg und Antje Leinemann, die beiden Töchter der beiden Gründungsmitglieder der legendären Moorchorfahrt hielten eine wunderbare Ansprache zur Taufe des 3er mit:

Inga: Am 21. September 1974 machten sich fünf Männer des Vegesacker Rudervereins in einem Vierer auf den Weg ins Teufelsmoor.

Dieter Giese

Ludwig Rathjen

Rolf Winnecke

Und unsere beiden Väter

Klaus Leinemann und

Klaus Sieg

Es soll ein herrlicher Spätsommertag gewesen sein. Aber was sich an diesem und dem folgenden Tag ganz genau abspielte, das weiß –außer den Teilnehmern- niemand ganz genau… Denn von Anfang an gibt es einen Grundsatz, der bis heute anhält: Moorchorbrüder verraten nichts!!!

Antje: Trotzdem wurden im Laufe der Jahre die ein oder andere Anekdote überliefert. So war von eingefrorener Zahnpasta die Rede…

Inga: Oder man hörte davon, dass ein Moorchorbruder im Bademantel unterwegs war…

Antje: Legendär auch die Geschichten um tragbare Lagerfeuer, in dem angezündete Torfballen zur Erleuchtung des nächtlichen Teufelsmoors unterm Arm getragen wurden.

Inga: Auch soll mal jemand aus unerfindlichen Gründen im Moor eingesunken und nur wegen seines gelben Friesennerzes wieder herausgezogen worden sein…

Antje: Wie auch immer dem sei – klar ist, so die Aussage eines Gründungsmitglieds: die Gründung des Moorchors war, im wahrsten Sinne des Wortes, eine „Schnapsidee“.

Was das Miteinander allerdings für die damaligen (und sicher auch noch heutigen Moorchorbrüder) ausmacht, mag ein Text veranschaulichen, den mein Vater Klaus Leinemann -auch als Hommage an seinen Freund (und deswegen auch meinen Patenonkel) und Moorchorbruder Klaus Sieg- anlässlich der 10 Moorchorfahrt verfasst hat und der für sich sprechen soll:

Die Moorchorfahrt

(Hat diese einen Sinn?)

Kälteklirrende Nächte, merkwürdige „Versteckspiele“, denkwürdige Gesangsaufführungen, hochgradige „Intelligenzprüfungen“, Unterwasserfotografie und Schwimmübungen in kaltem Wasser mit vollem Anzug, verbranntes Trainingszeug, gediegene Verwendung eines Würfelbechers und…

Liegt hierin der Sinn der „Moorchorfahrt?

Die Betroffenen werden sie Ereignisse nicht vergessen und die anderen noch viele Jahre darüber lachen. Hinter dieser alljährlichen Veranstaltung steckt noch viel mehr. Um das zu spüren, muss man dabei gewesen sein! Man muss miterlebt haben, welcher Gemeinschaftsgeist unter Ruderern möglich ist. Man muss an sich selbst das Gefühl erlebt haben, zum Gegenstand allgemeiner Heiterkeit geworden zu sein. Wie schön und wie erleichternd ist es dann, wenn sich innerhalb kürzester Zeit ein anderer findet, der diesen Platz einnimmt.

Wir lachen nicht nur über andere, wir lernen auch über uns selbst zu lachen. So wird die Moorchorfahrt zur echten Lebensschule. Damit keiner etwas vergisst, findet dieses „Lebensseminar“ jedes Jahr erneut statt. So wird am Saisonende mit dieser Fahrt eine Gemeinschaft unterstrichen, auf die wir Ruderer mit Recht stolz sein können und um die uns mancher beneidet.

Danken wir unserem Mitbegründer und Hauptmoorchorbruder Klaus Sieg, freuen wir uns auf diese Jubiläumsfahrt und auf die nächsten 10 Fahrten in dieser frohen Gemeinschaft lebenslustiger Ruderer aus den Reihen des Vegesacker Rudervereins.

Allen Teilnehmern der 10. Moorchorfahrt im November 1984 wünsche ich wieder Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben.

Riemen- und Dollenbruch!

Euer Moorchorbruder Klaus Leinemann

Inga: Für Klaus Leinemann war diese 10. auch die letzte Moorchorfahrt, für Klaus Sieg sollten noch weitere 35 (!) folgen. Meinem Vater war die Moorchorfahrt im VRV ganz klar der Höhepunkt des Jahres. Er war 40 Jahre lang mit voller Leidenschaft „Bimbo, der Moorchorboss“.

Antje: Im letzten Sommer taufte Bimbo zur 125 Jahrfeier in Kapitänskluft die „Ole Tied“, Kurz darauf verließ er diese Welt. Als seine Patentochter hat mir die Familie diese Mütze vererbt und ich trage sie heute zu diesem Anlass.

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Wir haben heute die Ehre, dieses tolle neue Boot den beiden Gründungsmitgliedern des Moorchors zu widmen.

Möge es für alle Fahrten (nicht nur der Moorchorbrüder) immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben!

Wir taufen dich auf den Namen „Moorchorbrüder 2&4“ und wünschen dir allzeit gute Fahrt!

Auf Klaus und Klaus, alle Moorchorbrüder und den Vegesacker Ruderverein ein dreifaches HippHippHurra