Am Samstag den 11. April war es wieder so weit: Die erste Regatta, bei der wir mit dem ganzen Club anreisen, war da. Die Maple Bay Regatta, eine kleine Regatta auf dem Land, organisiert von der lokalen Gemeinschaft, abgehalten über 1500m, ist das mehr ein Trainingsevent als alles andere. Nur von den Ruderclubs von der Insel besucht, ist das Meldefeld relativ klein und es geht hauptsächlich darum, Regattaerfahrung zu sammeln. Die Trainer versuchen das beste aus der Regatta rauszuholen, indem alle Athleten in so vielen Rennen wie möglich gemeldet werden. Aus diesem Grund war ich vorbereitet im Einer, Doppelzweier, Doppelvierer und zwei Achtern an den Start zu gehen.
Schon um 5:30 Uhr morgens wachten ungefähr hundert Ruderer auf, um den Bus zu beladen und zur Regatta im nicht allzu fernen Maple Bay zu fahren. Das erste Rennen wurde um 20 nach 8 Uhr gestartet, und schon eine halbe Stunde später war mit dem Junior B Achter mein erstes Event dran. Nachdem nun endlich alle gebrochenen Rücken und Hände geheilt waren, und niemand bei anderen Veranstaltungen anwesend sein musste, hatten wir die gesamte Crew beisammen, und waren bereit unser erstes Rennen in dieser Formation zu bestreiten. Das Bisschen Nervosität, das beim Ablegen noch um uns herumgewabert hatte, war spätestens nach dem Warmfahren verflogen. Ruhig und kontrolliert machten wir uns auf den Weg zum Start, und beobachteten unsere Konkurrenz. Am gefährlichsten, hatten wir ausgerechnet, sollte uns der Achter von Victoria City Rowing Club in Bahn 3 werden, gegen den wir letztes Jahr jedes Rennen verloren hatten. Direkt vom Start wollten wir uns von ihnen absetzen, um ihnen so das Selbstvertrauen zu nehmen, und zu verhindern, dass sie uns in der zweiten Hälfte des Rennens noch einmal überholen. Genau das haben wir dann auch ausgeführt, vom ersten Schlag an zogen wir langsam aber sicher davon, und hielten eine Schlagzahl von 34 für die ersten 750 Meter des Rennens. Mit eineinhalb Bootslängen offenem Wasser lagen wir da schon relativ komfortabel vorne, und konnten deshalb ein, zwei Gänge runter schalten, und kontrolliert einen ruhigen Schlag etablieren. Bis zum Ziel konnten wir noch eine weitere Bootslänge offenes Wasser zum Vorsprung hinzufügen, und hatten dann endlich unseren Erzfeind von letztem Jahr mit einem 13 Sekunden Vorsprung, 4:47 zu 5:00, besiegt. Von der Ziellinie hieß es direkt zum Steg, und von da aus in den Bus und zum Essen, da mein Zweierpartner und ich schon eine Viertelstunde später wieder aufs Wasser mussten, um unseren Start nicht zu verpassen.
Da unser Doppelzweier im Training immer relativ gut lief, und wir auch ansonsten nicht allzu besorgt waren, ließen wir uns so viel Zeit wie möglich, um noch ein bisschen an Land zu bleiben. Dann endlich, nach einem kurzen Warmfahren, begaben wir uns zum Start. Nach der Startsequenz war uns klar, dass wir dieses Rennen nicht gegen die anderen Boote in unserem Lauf, sondern gegen die Zeit, und die anderen Läufe fahren mussten. Trotzdem wollten wir uns ein wenig für die späteren Rennen schonen, und so ertappten wir uns in der Mitte des Rennens bei einer Schlagzahl von 26. Glücklicherweise brachten wir diese am Ende trotz gewaltigen Vorsprungs noch einmal hoch, denn nur ganz knapp erreichten wir die schnellste Zeit aller Boote, 5:33.71 zu 5:33.98, mit einem Unterschied von 0.27 Sekunden. Nun war erst einmal Pause angesagt, das nächste Rennen war der Einer in ein paar Stunden.
Doch gerade als ich mich aufmachte, meinen Einer runter zum Steg zu bringen, war in einer Durchsage zu hören, dass die Rennen aufgrund von starkem Wind verschoben waren. Eine halbe Stunde später befanden die Offiziellen das Wasser dann als beruderbar, und ich machte mich auf den Weg. Diese Beobachtung der Offiziellen stellte sich aber schnell als Trugschluss heraus, als ich schon auf halbem Weg zum Start Wasser bis zu den Hacken im Boot stehen hatte. Da wir nun aber schon auf dem Wasser waren, und sowieso zurück mussten, wurde das Rennen trotzdem gestartet. Vom ersten Schlag an kam ich nicht über eine Schlagzahl von 28 hinaus, und musste mich für die meiste Zeit sogar mit einer 24 zufrieden geben. Das Rennen war mehr gegen die Naturgewalten als die anderen Boote, und ich schien am besten damit klarzukommen, denn als ich die Ziellinie überquerte, war weit und breit niemand zu sehen, und wie sich später rausstellte, waren über die Läufe verteilt mehrere Boote gekentert. Mit der insgesamt schnellsten Zeit konnte ich mir die dritte Goldmedaille sichern.
Zwei Rennen standen noch auf dem Plan, und das erste war der Doppelvierer. Mit diesem waren wir schon bei der letzten Regatta siegreich angetreten (siehe hier: http://www.vrv.de/?p=3160) und erhofften uns auch hier wieder ein gutes Ergebnis. Das Wetter, und damit die Wellen, hatten keine Absicht aufzuhören, und so stiegen wir in unser Boot und ruderten davon in den Sturm. Es war so wellig, dass wir bis zum Start des Rennens zehn Schläge als komplettes Boot gerudert hatten, die restliche Zeit war die Hälfte der Mannschaft damit beschäftigt, ein Kentern zu verhindern. Als wir dann endlich starteten, war auf einmal eine Balance zu spüren, die uns alle verblüffte. Davon ermutigt, zogen wir schnell den anderen Booten davon, und erarbeiteten uns bis zur Ziellinie einen Vorsprung von einige Bootslängen offenem Wasser. Gold Nr. 4 war abgehakt, und nun stand uns nur noch das schwierigste Rennen des Tages bevor: Der A-Junioren Achter, mit einem B-Junioren Boot.
Ein wenig nervös warteten wir im Bus auf den Befehl, uns zum Boot zu begeben. Niemand wollte es hören, da wir die 100% Siegesquote aufrecht erhalten wollten. Als unser Trainer endlich kam brachte er allerdings gute Nachrichten mit sich: Der Wind sollte noch stärker werden, und so wurden die letzten Rennen des Tages abgeblasen. Triumphant machten wir uns auf den Weg, den Hänger zu beladen, erleichtert, dass die Quote bestehen durfte. In Rekordzeit war der Hänger fertig, und kurz bevor es anfing, zu gießen, saßen wir im Bus auf dem Weg nach Hause.
Die nächste Regatta findet vom 24. bis 26. April statt, und das bei uns zu Hause. 1700 Juniorathleten werden erwartet, was die Brentwood Regatta (http://regatta.brentwood.bc.ca) zum größten Highschool-event in Nordamerika macht. Dort treffen wir zum ersten Mal auf die gesamte Westküste, Mannschaften aus fernen Gefilden wie Kalifornien reisen an. Ich werde berichten, und falls ihr live dabei sein wollt, gibt es unter http://regatta.brentwood.bc.ca einen Livestream.
https://vrv.de/wp-content/uploads/2019/06/VRV-Logo_web.jpg00Peter Hermeshttps://vrv.de/wp-content/uploads/2019/06/VRV-Logo_web.jpgPeter Hermes2015-04-22 07:35:392015-04-22 07:35:39Rudern in Kanada, Teil 4: Kleinregatta
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