Am 14. und 15. Februar hat Shawnigan Lake School (www.shawnigan.ca) den Hungerford Cup und Head of Shawnigan veranstaltet. Die sogenannten Head Races sind die nordamerikanische Variante der Langstrecke, bei denen von einem Ende des Gewässers zum Anderen gerudert wird. Diese Rennen werden traditionell im Winter veranstaltet, und meistens ist das Meldefeld relativ dünn, zwei Boote sind die Regel.
Der Hungerford Cup am Samstag hat Anfänger und erfahrungsgemischte Boote als Zielgruppe, und wird über geschätzte dreieinhalb Kilometer ausgefahren. Dieses Jahr meldeten wir B-Junioren einen schweren Achter und einen gesteuerten Doppelvierer. Früh am morgen machten wir uns auf den Weg zur Regattastrecke, und im Bus war die Aufregung zu spüren. Der Großteil meiner Mannschaft war noch nie auf einer Regatta gewesen, geschweige denn hatte ein Rennen gefahren. Einerseits freuten sie sich auf das Erlebnis, aber andererseits hatten sie auch schon beim Ergocup zwei Wochen zuvor (http://www.vrv.de/?p=3128) die Erfahrung gemacht, dass Rudern auf Zeit weh tun kann. Angekommen an der Strecke riggerten wir den Achter auf, liefen eine kurze Runde zum Aufwärmen und begaben uns dann zu unserem Trainer, der ein paar weise Worte vor dem Ablegen für uns bereit hielt. Nach der Rennbesprechung trugen wir das Boot zum Steg, legten die Riemen ein, und machten uns auf den Weg in Richtung Start. Das Wetter war uns gut gesonnen, die Sonne schien, kein Wind wehte und das Wasser war glasklar. Nach einigen Zehnern zum Aufwärmen war die Zeit für das Rennen gekommen. Head Races werden traditionell mit einem fliegenden Start begonnen, und so fing auch für uns das Rennen an. Zehn, fünfzehn schnelle Startschläge, und danach fanden wir direkt unseren Rhythmus bei einer Schlagzahl von 28. Überraschenderweise war das Rollen nach vorne im Rennen sehr kontrolliert, was in starkem Kontrast zu den vorherigen Trainingseinheiten in Vorbereitung auf die Regatta stand. Diese positive Entwicklung gab uns allen Vertrauen in einen Sieg, und schon fuhren wir unseren Gegnern davon. 9 Minuten und 34 Sekunden später überquerten wir die Ziellinie, und die Euphorie im Boot war nicht zu übersehen: Für viele war es das erste Rennen gewesen, und unsere Gegner waren nirgends zu sehen. Zurück am Steg erfuhren wir dass der andere Achter knappe zwei Minuten länger gebraucht hatte. Allerdings war die Regatta für die Hälfte der Mannschaft noch nicht vorbei, der Doppelvierer mit stand noch auf dem Plan.
Das gleiche Prozedere wie im Achter stand uns noch ein mal bevor. Meine drei Mitstreiter hatten seit mehreren Monaten schon nicht mehr geskullt, und zu unserem Glück wurde es auch noch windig, und damit kamen Wellen auf. Zum Start zu rudern stellte sich als große Herausforderung heraus, und von Balance war nicht zu reden. Mit gemischten Gefühlen fuhren wir zur Startlinie, und begannen das Rennen. Allerdings hätten wir bei weitem nicht so pessimistisch sein müssen, wie sich während des Rennes zeigte. Aus den Startblöcken waren wir eines der einzigen Boote, die den richtigen Kurs hatten, und das nutzten wir um schon auf den ersten 500 bis 1000 Metern einige Mannschaften zu überholen. Wie schon zuvor im Achter fanden wir den Rhythmus bei einer soliden 28 Schlagzahl, und fuhren das Rennen kontrolliert zu Ende. Abermals gewannen wir mit zweieinhalb Minuten, und für den größten Teil meines Clubs war das ein schöner Abschluss zu ihrer ersten Regatta.
Mir allerdings kam die Ehre zu teil, mich am Sonntag Morgen um 7 Uhr 30 aus dem Bett zu quälen, um am Head of Shawnigan teilzunehmen. Der Head of Shawnigan ist eine Regatta für erfahrene Ruderer, die kanadische Nationalmannschaft fährt jedes Jahr mit. Das Rennen wird über 6,5km abgehalten und erstreckt sich von einem Ende des Sees zum anderen. Ich war im Einer gemeldet, und mein Gegner wurde mir als einer der besten B-Junioren der Westküste vorgestellt. Am Sonntag sah es so aus, als würden wir nicht so vie Glück mit dem Wetter haben wie am Tag zuvor. Ein starker Wind kam auf, und die Wellen waren unerträglich. Deshalb lief das Warmfahren für mich nicht besonders gut, und ich hatte kein gutes Gefühl für das Rennen. Mir war Startnummer 42 zugewiesen, die letzte des Tages. So langsam leerte sich des halb der Aufwärmbereich vor dem Start, und ich wurde immer nervöser und aufgeregter, weil der Wind statt nachzulassen noch stärker zu werden schien. Mit mulmigem Gefühl fuhr ich also los, bereit für ein langes Rennen. Zu meiner großen Überraschung war die Route der Langstrecke allerdings sehr windgeschützt und das Wasser glasklar. Diese positive Entwicklung motivierte mich sehr, und schon in den ersten 1000m hatte ich zwei oder drei Boote überholt, darunter auch meine direkte Konkurrenz. Meinen Rhythmus fand ich bei einer Schlagzahl 26, und fuhr das Rennen konsequent zu Ende. Am Ende hatte ich auch sämtliche gemeldete A-Junioren überholt und überquerte die Ziellinie in einer Zeit von 28:12.24, mit einem Vorsprung von mehr als 7 Minuten auf den nächsten B-Junior. Überrascht und erfreut von diesem Ergebnis galt es nun, schnell den Einer auf den Hänger zu kriegen, da mein ganzer Club nur auf mich wartete. Als das geschehen war und ich im Bus nach Hause saß, hatte ich endlich Zeit mich zu freuen und festzustellen, dass die langen Stunden auf dem Ergo vielleicht doch für etwas gut sind. Hier sind die Ergebnisse der Regatta zu finden:
Nach dieser Regatta gilt es für uns jetzt, uns vorzubereiten auf den Ergotest, der demnächst ansteht, und dann in zwei Wochen haben wir auch schon Spring Break, in der ich zurück nach Hause kommen und mit euch im VRV trainieren werde. Ich freue mich schon, wieder mal in Deutschland zu sein, aber bis dahin muss ich hier noch ein bisschen weiter trainieren. Grüße aus Kanada, und bis bald.
https://vrv.de/wp-content/uploads/2019/06/VRV-Logo_web.jpg00Peter Hermeshttps://vrv.de/wp-content/uploads/2019/06/VRV-Logo_web.jpgPeter Hermes2015-02-23 16:12:492015-02-23 16:12:49Rudern in Kanada, Teil 2: Langstrecke
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