Rudern in Kanada, Teil 9: Sprintduell
von Lion Tautz
Nach langen Sommerferien in Bremen bin ich nun wieder ins ferne Kanada gereist um ein weiteres Schuljahr zu bestreiten. Wie auch die letzten beiden wird es voll sein vom Rudern, und so begann es schon am Samstag den 17. Oktober mit unserem ersten Rennen: Ein 1000m Sprint gegen unseren Rivalen, Shawnigan Lake School. Aufgeregt waren wir nicht nur weil dieses Rennen Auftakt der diesjährigen Saison war, sondern vor allem weil beide Schulen als Highlight Achter mit Absolventen in den Wettbewerb schickte. Über 500m sollten diese entscheiden, wessen Ruderprogramm über die Jahre die bessere Arbeit geleistet hatte. Mit acht Olympioniken und einem Kadermitglied war unser erster Achter gut gerüstet, und auch der zweite Achter hatte die eine oder andere Kanadische Meisterschaft im Gepäck.
Samstagmorgens also wurden wir frühzeitig aus dem Unterricht gelassen und wärmten uns auf für die kurze Sprintstrecke. Jegliche Ordnung war vergessen, als die Olympioniken am Bootshaus ankamen, immerhin waren 16 Olympiateilnahmen und drei Gold- sowie Silbermedaillen auf sie verteilt. Nicht genug Zeit blieb uns, unsere Helden anzuhimmeln, wir mussten aufs Wasser, das Rennen war nah. Schon kurze Zeit später waren wir wieder am Steg, übergaben siegreich unser Boot an die Olympioniken und lehnten uns zurück, ein Spektakel erwartend. Und ein Spektakel bekamen wir: Nachdem auch die Juniorinnen ihr Rennen gewannen, ging der Startschuss für die Absolventen und man konnte vom Ufer aus das Undenkbare erkennen. Die Olympioniken lagen nach 5 Schlägen eine Bootslänge hinten, hoffnungslos abgeschlagen hinter Brentwood 2 und Shawnigan. Doch nicht einmal 15 Schläge später schob sich der Bugball wieder in die Führung und der erste Achter konnte vor Brentwood 2 und Shawnigan den Sieg entgegennehmen.
Am Ufer erfuhren wir dann warum das Rennen einen so holprigen Start hatte: Vor lauter Aufregung war einer der Ruderer von seinem Sitz gefallen und hatte so den Start vermasselt. Angesichts des gewahrten Gesichts durch einen Sieg konnten alle trotzdem darüber lachen und die Taufe zweier neuer Boote genießen. Ein Achter und ein Vierer für die A-Junioren, benannt nach den legendären Brentwood- und Olympiatrainern Tony Carr und John L. Queen wurden eingeweiht und mit Champagner bedeckt. Im Anschluss hielt unser Schulleiter eine kurze Rede, und danach ging es zurück zum Alltag. Etwas Vergleichbares mit einer solchen Häufung von ausgezeichneten Athleten werden wir wahrscheinlich nie wieder erleben und auf gar keinen Fall vergessen.